Die Kirche Rügheim

Rügheim als Mutterkirche

Im Jahr 2014 feierte der Ort Rügheim sein 1200 jähriges Bestehen, denn 814 wurde er zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Pfarrsprengel von Rügheim ist sehr wahrscheinlich älter, er muss bis in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts zurückreichen. Er umfasste 20 Orte und hatte eine für die damalige Zeit sehr große Ausdehnung (von Norden nach Süden 8 km und von West nach Ost 23 km).
Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer mehr Orte selbständige Pfarreien und trennten sich von der Mutterkirche. Als letzte trennte sich 1592 Junkersdorf. So blieb als einzige „Schwestergemeinde“ die Kirche in Kleinmünster.
Kirchenrechtlich gehörte der alte Pfarrsprengel Rügheim von der frühesten Zeit an zur Diözese Würzburg – bis zur Reformation, wo er 1528 als eine der ersten Gemeinden in der Umgebung evangelisch wurde.

Bildrechte beim Autor

Bildrechte beim Autor

Die Kirche

Anfangs stand an dem Platz, wo wir heute Gottesdienste feiern, eine Holzkirche. Um 1150 wurde dort eine Steinkirche errichtet. Sie wurde „Unserer lieben Frauen“ genannt, war also eine Marienkirche. Im Laufe ihrer Geschichte hat die Kirche eine Menge Umbauten erlebt. Noch heute zeugen die gotischen Fenster im Kirchenschiff und das gotische Chorgewölbe von ihrer Entstehungszeit im späten 15. Jahrhundert. Veränderungen im Außenbereich waren beispielsweise im Jahr 1734 die Erhöhung des Turms und die Errichtung eines Wachthäusleins für den Turmwächter. Neben diesen gotischen Elementen zeugt heute der Turm mit der so genannten „welschen Haube“ von Umbauten in barocker Zeit.

Bildrechte beim Autor

Bei den zahlreichen Innenrenovierungen wurde unter anderem 1691 die niedrige Decke in ein Gewölbe umgebaut, Anfang des 18. Jahrhunderts wurden die zwei Emporen eingebaut und schließlich mit biblischen Darstellungen aus dem Leben Jesu (untere Empore) sowie der Schöpfungsgeschichte bis zur Königszeit Davids (obere Empore) bemalt. Die Motive wurden im Laufe der Jahrhunderte übermalt und erst wieder bei einer Renovierung im Jahr 1965 freigelegt. Bei dieser Renovierung (bis 1971) wurde auch die Kanzel neu hergestellt, neue Beleuchtungen und Sitzheizungen wurden installiert. 1993 bis 1995 gab es Erhaltungsmaßnahmen im Kirchenschiff, Chorraum und an den Außenwänden.

 

 

Bildrechte beim Autor

Im Jahr 2000 wurden die neuen Bronzeglocken eingeweiht, sie haben dieselben Aufschriften wie die alten Stahlglocken: Große Glocke (Emblem Kreuz): „Höret, so werdet ihr leben“, Jes 55,3b – Gebetsglocke (Emblem betende Hände): „Wachet und betet“, Matth 24, 41 – Malglocke (Emblem Friedenstaube, Aufschrift Stadt Hofheim): „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“, 1. Kor 14, 33 – kleinste Glocke (Emblem alpha/omega): „Freut euch in dem Herrn allewege“, Phil 4, 4.

Die neue Orgel konnte am Kirchweih Sonntag 2005 eingeweiht werden. Federführend bei der Planung war Dekanatskantor Matthias Göttemann, gebaut wurde sie von der Fa Thomas Eichfelder aus Bamberg. Da sie wesentlich größer war als die alte, wurden die Emporen verstärkt.  Sie hat 9 Register im ersten Manual, 10 im zweiten und  5 Register im Pedalwerk. Die Stadt Hofheim, würdigte die Bedeutung der Orgel für die Stadt und das Evangelische Dekanat mit ihrem Baulastanteil. Für die restliche Finanzierung haben schon Jahre vorher viele Spender unterstützt. Letztlich hatte das großzügige Vermächtnis des langjährigen Organisten Erich Klaus, der am 1. April 2001 verstarb, die Kirchengemeinde erst in die Lage versetzt, sich eine Orgel dieser Größe leisten zu können. So bekam das neue Instrument den Namen „Erich-Klaus-Orgel“.

 

Vor allem wegen Schäden im Gebälk und Rissen in den Wänden war 2020 wieder eine Renovierung der Dekanatskirche nötig. Die Arbeiten betreffen den Außenbereich einschließlich Turm, und den Innenbereich der Kirche. 

Einem Votum der Gemeindeversammlung im April 2019 folgend hat der Kirchenvorstand beschlossen, im Zuge der Maßnahme auch das bunte Glasfenster im Altarraum wieder öffnen zu lassen, das wahrscheinlich nach dem I. Weltkrieg zugemauert worden war. Es wird in seinen Oriinalzustand wieder hergestelltd. Ein weiterer großer Kostenfaktor waren erhebliche Schäden am Turm: An der sogenannten „Laterne“ sowie der kleinen Turmzwiebel. Die Turmbekrönung (Kugel und Fahne) wurden neu vergoldet. Im Innenbereich wurden ein paar Bänke entfernt (links vorne, die beiden ersten Bankreihen und zwei Bänke links hinten nach der Treppe), um mehr Platz zu schaffen, v. a. vor dem Altarraum. Gottesdienste und Andachten mit kleinerer Teilnehmerzahl können so flexibler gestalten werden. Des Weiteren fällt innen die neue Farbgebung ins Auge (an den Fenstern und am Chorbogen). Sie erinnert an die Barock-Zeit.

 

Bildrechte beim Autor

Quellen:

  • „Rugiheim 814 Rügheim 2014 Leben einst und heute“ (Chronik zur 1200-Jahr Feier Rügheim)
  • Artikel der Mainpost, Oktober 2010, Gabi Budau-Wirsing